Facebook Twitter Flickr YouTube E-mail
formats

Translokation

| Wie reproduktionsmedizinische Therapien mögliche Folgen dieser Chromosomenstörung, z.B. Fehlgeburten verhindern können

Symbolbild | Foto: Shutterstock

Moderne Labortechniken ermöglichen bei einer Kinderwunschbehandlung, vor Eintritt einer Schwangerschaft, genetische Veränderungen, wie z.B. strukturelle Chromosomenmutationen (Translokation) an der befruchteten Eizelle bzw. am Embryo im frühen Entwicklungsstadium festzustellen und/oder auszuschließen. Derartige Untersuchungen können für infertile Paare, bei denen eine entsprechende Indikation vorliegt, die Chancen auf ein gesundes Kind erhöhen. Außerdem kann betroffenen Frauen und Familien in ihrer Lebenssituation geholfen werden, indem traumatische Erlebnisse, mit teils weitreichenden Folgen, bestmöglich vermieden werden (z.B. Fehlgeburten).

Was ist eine Translokation?

Bei einer Translokation können Teilstücke von Chromosomen sowohl innerhalb des Chromosoms, als auch mit einem anderen Chromosom ausgetauscht sein.

Im Grunde gibt es zwei Arten von Translokationen. Die „reziproken Translokationen“, bei denen zwei abgebrochene Chromosomenstücke nicht homologer Chromosomen ausgetauscht werden und die „Robertson-Translokation“ (auch „Robertson’sche Translokation“ genannt). Letztere ist eine Sonderform der Translokation, die sich zwischen sogenannten akrozentrischen Chromosomen ereignet. Hier fusionieren die „langen Arme“ zweier akrozentrischer Chromosomen meist unter Verlust des „kurzen Armes“. Sie erfolgt oft zwischen Chromosom 14 und 21 bzw. 22.

Welche Folgen können Translokationen haben?

Translokationen treten mit einer von Häufigkeiten von 1/500 für reziproke und 1/1000 für Robertson-Translokation auf.

Im Regelfall, wenn auch nicht ausnahmslos, hat dies für die Träger keine weiteren Konsequenzen. Dies hängt auch damit zusammen, dass Translokationen oft balanciert sind. Das bedeutet, dass es zu keinem Verlust von genetischem Material kommt.

Allerdings ist die Spermien- oder Eizellbildung bei den betroffenen Personen gestört. Zwar sind diese Personen in der Regel fruchtbar, das Problem liegt aber darin, dass sich die Chromosomen im Bereich der Translokation nicht korrekt paaren können (siehe Abb.). Daraus folgt, dass neben chromosomal normalen Ei- und Samenzellen, auch jene mit fehlenden bzw. doppelt vorhandenen Chromosomenabschnitten entstehen (siehe Abb.).

Abb.: Balancierte Translokation
Hohes Risiko für Fehlgeburten und schwerwiegende Beeinträchtigungen

Kommt es mit diesen Ei- und Samenzellen zu einer Befruchtung, dann führt das zu sogenannten unbalancierten Translokationen. Dies bedeutet, dass in dem betroffenen Chromosomenabschnitt ein „Zuviel“ (partielle Trisomie) oder ein „Zuwenig“ (partielle Monosomie) vorliegt. Unbalancierte Translokationen können zahlreiche fatale Konsequenzen haben und Fehlbildungen bedingen, die zu einem Abort oder massiven körperlichen und geistigen Beeinträchtigung führen können. Bei einem Paar mit Kinderwunsch ist daher unbedingt eine humangenetische Beratung anzuraten, wenn für einen der Partner eine derartige Translokation bekannt ist.

Indikation für Prä-Implantations-Diagnostik

Eine mögliche Hilfe in solchen Situationen stellt die Prä-Implantations-Diagnostik (PID) / (PGT-SR = preimplantation genetic testing for chromosomal structural rearrangements) dar. Bei dieser genetischen Laboranalyse werden die Embryonen dahingehend untersucht, ob beim Embryo (a) eine normale Chromosomenverteilung vorliegt (normaler Karyotyp), (b) eine balancierte Translokation vorliegt oder (c) eine unbalancierte Translokation mit entweder einem Verlust oder ein „Zuviel“ an Genmaterial vorliegt. Anhand der Ergebnisse wird der behandelnde Arzt, gemeinsam mit dem Patientenpaar weitere Schritte festlegen.

Ein Beispiel aus der Praxis:

In Österreich stellen Translokationen nach dem Fortpflanzungsmedizingesetz FMedG § 2a (4) eine klare Indikation für eine PID dar. Welche Rolle eine PID spielen kann, zeigt die Geschichte von Silvia und Johannes aus Deutschland, die sich nach vielen Rückschlägen an unser IVF Zentrum in Bregenz (AT) wendeten. Sie wurden dabei von einem Fernsehteam des ZDF begleitet. Eines vorweg: Die beiden können endlich einen ersten Erfolg verbuchen (→ Sendung „37 Grad“ auf ZDF vom 01.09.2020).

Dr. Maximilian Murtinger

Wir möchten uns bei allen Beteiligten herzlich bedanken, dass wir in diesem Beitrag einen Einblick in unsere Arbeit geben durften.
Mit unserer über 35-jährigen Erfahrung in der reproduktionsmedizinischen Behandlung unfruchtbarer Frauen und Männer zählen wir auch im Bereich der PID zu den Vorreitern, und verfügen über umfangreiche wissenschaftliche und praktische Kenntnisse in der klinischen Anwendung. Dabei setzen wir uns auch kritisch mit den entsprechenden Methoden und Techniken auseinander und sind regelmäßig in renommierten Fachmagazinen und internationalen Communities vertreten. Im Mittelpunkt dieser Tätigkeit stehen evidenz-basierte Erkenntnisse, die uns eine transparente und situationsorientiere Beratung und Betreuung unserer Patientenpaare ermöglichen. Diesbezüglich veranstalten wir auch regelmäßig Fortbildungen, wie unser kommendes Webinar „Genetische Aspekte der Infertilität“ am 13. November 2020 (→ Infos & Anmeldung), für Kolleginnen und Kollegen in Frauenarztpraxen, Kliniken und IVF-Zentren.


Links:
» Genetik bei Kinderwunsch

(Themen-Sepcial | http://www.kinderwunsch-blog.com)

» Fortbildung für Mediziner: Genetische Aspekte der Infertilität (13.11.2020)

(Webseite | https://medical-training.ivf.at)

» Home

(Startseite | http://www.kinderwunsch-blog.com)

» Kontakt

(Seite | http://www.kinderwunsch-blog.com)